Schrei-Babys verstehen

Andauernde Unruhe, Anspannung, untröstliches Weinen oder heftige und nicht enden wollende Schreianfälle zeigen die innere Not und Haltlosigkeit eines Babys. Wenn sämtliche Beruhigungsversuche nicht helfen, fühlen sich Eltern bald hilflos und kommen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.

Die meisten Eltern versuchen ganz intuitiv ihr weinendes Baby mit Stillen oder Flasche geben, Umhertragen, Singen, Wippen, Wiegen . . . möglichst rasch zu beruhigen. In Situationen, in denen Beruhigungsversuche nicht helfen, sondern die Erregung des Babys eher steigt, geht Weinen dann in heftiges Schreien über. Viele Eltern sind in Sorge um ihr Baby und bekommen Angst vor erneuten Schreianfällen.

Obwohl nur in ganz seltenen Fällen eine medizinische Ursache dem Schreien zugrunde liegt, sei hier gesagt, dass es bei einem exzessiv schreienden Baby ratsam ist, zunächst ärztlichen Rat einzuholen. 

Es gibt unterschiedlichste Ursachen und Auslöser für untröstliches Babyweinen. So kann z. B. ein Mangel an feinfühlig abgestimmter Zuwendung ein Baby zum weinen bringen, ebenso wie ein Übermaß an Reiz-vollen Angeboten. Babys haben nicht die Möglichkeit, sich vor zu vielen Reizen zu schützen. Ihr Nervensystem ist noch unreif. Sie können sich deshalb auch nicht selbst beruhigen. Sie sind auf ein bindungssicheres Umfeld und den spürbaren Trost eines ganz vertrauten Menschen angewiesen. 

Wenn ein Baby weint, zeigt es uns seine innere Not und es ist ganz natürlich, dass wir uns alarmiert und zum Handeln aufgefordert fühlen. Ob wir innerlich ruhig bleiben können oder selbst in einen Alarmzustand geraten, ist z. B. auch davon abhängig, wie wir das Weinen des Babys bewerten.

Objektiv betrachtet ist das Weinen zunächst ein natürlicher regulativer Prozess um Spannung abzubauen. Ein kurzzeitiger leichter Spannungszustand kann meist relativ bald durch ein leichtes Weinen gelöst werden. Aus Angst vor dem Weinen unterdrücken jedoch viele Eltern immer wieder diese natürliche Möglichkeit der Spannungslösung, sodass es allmählich zu einem vegetativen und körperlichen Spannungs-Stau kommt.  Befindet sich ein Baby schon über einen längeren Zeitraum  in einem hohen Erregungszustand, führt dies zu einer Überspannung des vegetativen Nervensystems. Es kommt dann plötzlich zur “Entladung” der aufgestauten Spannung, und das Baby beginnt heftig zu schreien. In diesem Ausnahmezustand zeigen die herkömmlichen Beruhiguns-Strategieen dann kaum mehr Wirkung.

Die Emotionelle Erste Hilfe zeigt Eltern Wege, wie sie sich und ihr Baby aus einem kräftezehrenden Kreislauf von Angst-Spannung-Streß heraus führen können. Sie entwickeln dadurch ein neues Verständnis zum kindlichen Weinen und einen natürlichen feinfühligen Umgang mit Emotionen.

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